Eine triploide Natur-Hybride von Echinocereus ledingii Henk Ruinaard Echinocereus ledingii Peebles ist eine der Echinocereus-Spezies, welcher schon viele Jahre mein spezielles Interesse gilt. Seit meinem ersten Besuch am 5. April 2002 war ich noch einige Male am Typstandort in den Graham Mountains, in der Hoffnung, die Pflanzen in Blüte zu sehen. Es war mir in der Zwischenzeit deutlich geworden, dass E. ledingii nicht sehr blühwillig ist und viel später im Jahr blüht als die anderen Echinocereus-Spezies in Arizona. Auch habe ich bei meinen späteren Besuchen festgestellt, dass am E. ledingii- Standort auch E. engelmannii subsp. fasciculatus vorkommt. Zuweilen stehen beide Spezies sogar weniger als einen Meter voneinander entfernt. Die Vermutung von Hybridisierung habe ich bei all diesen Besuchen nicht beweisen können. Das ist nicht so überraschend, weil der Unterschied in der Blütezeit (ledingii im Mai–Juni und E. fasciculatus im April–Mai) und die unterschiedliche Ploïdie (E. ledingii ist diploïd und E. fasciculatus ist tetraploïd) ungünstig für die Hybridisierung sind. Am 3. Mai 2003 hat E. engelmannii subbsp. fasciculatus noch geblüht, doch zeigte E. ledingii nur kleine Knospen. Am 3. Juni 2007 war E. ledingii leider schon verblüht, aber zu meinem Glück hatten sich schon einige Früchte geformt, wovon mein HRU7064 schon reife Samen enthielt (Abb. 1). Am 16. Juni 2009 hatte ich noch mehr Glück, da konnte ich zum ersten Mal die Blüte von E. ledingii fotografieren (Abb. 2 & 3). Auch hatten jetzt fast alle E. ledingii-Gruppen Früchte angesetzt. Die Samen von 2007 sind bei der Aussaat im Jahr 2008 gut gekeimt und die Sämlinge (Aussaatnummer 08-030) sind erfolgreich aufgewachsen. Am 20. Mai 2014 hat einer dieser Sämlinge zum ersten Mal geblüht. Erst beim Fotografieren der Blüte bemerkte ich, dass diese Pflanze eigentlich merkwürdig aussah für einen 6-jährigen E. ledingii-Sämling. Statt der charakteristischen gelblichen Mitteldornen von E. ledingii sah die Bedornung dieser Pflanze mehr aus wie die von E. engelmannii subsp. fasciculatus, jedoch mit gekrümmten Mitteldornen und den runden Areolen von E. ledingii (Abb. 4, 5 & 6). Die Blüte ist in Größe und Farbe wie bei E. engelmannii subsp. fasciculatus. Die anderen Sämlinge aus der Aussaat sehen aus, wie man das von einem E. ledingii erwarten darf (Abb. 7)! Wenn man diese sehr unterschiedlichen Pflanzen sieht, denkt man zuerst an einen Irrtum. Habe ich Samen verwechselt? Sind Samen vom nebenstehenden Topf dazugekommen? So eine Verwechslung ist leider nachträglich nicht mehr festzustellen. Erst der zweite Gedanke ist der an eine Naturhybride. Wenn das so wäre, dann gibt es die Möglichkeit dies zu überprüfen, weil so eine Naturhybride triploïd sein sollte. Die Ploïdie der Samen von HRU9064 war schon in 2008 gemessen worden und hat bestätigt, dass E. ledingii diploïd ist. Zur Kontrolle wurde diese Messung im Mai 2014 am gleichen Samen wiederholt (DNS-Nummer HR604) und wiederum als diploïd befunden. Der nächste Schritt war die Messung der Ploïdie am Sämling. Diese wurde an einer getrockneten Wurzel durchgeführt. DNS-Ergebnisse Die Ploïdie-Analyse mittels Flow Cytometry wurde im Mai 2014 an 2007er Samen vom Typstandort und an den Wurzeln von Sämlingen dieser Samen vorgenommen. Die Ergebnisse sind in nachfolgender Tabelle eingetragen. Sie zeigen, dass die Samen und die E. ledingii-Sämlinge von 2008 beide diploïd sind, jedoch der wie E. engelmannii subsp. fasciculatus aussehende Sämling ist triploïd. Das bestätigt die Vermutung, dass es sich hier um eine Hybride handelt. Zur Kontrolle wurden im August 2014 wieder Ploïdie-Messungen an getrockneten Wurzeln von beiden Pflanzen durchgeführt. Diese Messungen bestätigen die vorliegenden Ergebnisse. Schlussfolgerung Die hier vorgestellte triploïde Natur-Hybride von E. ledingii ist ein Sämling aus Standortsamen. Sie beweist, dass aus der gleichen Kapsel verschiedene „Spezies“ wachsen können. In der Natur und auch in der Kultur wurde schon festgestellt, dass eine Blüte von verschiedenen „Vätern“ bestäubt werden kann. In diesem Fall ist die Mutter E. ledingii und die beiden Väter sind E. ledingii bzw. E. engelmannii subsp. fasciculatus. Schon 2003 hat Jürgen Rutow mich aufgrund meiner Dias auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, dass Hybriden von E. ledingii und E. engelmannii subsp. fasciculatus am Standort vorkommen könnten. Was hier am Typstandort von E. ledingii passiert, kann auch an vielen anderen Standorten von Echinocereen vorkommen. Weitere Fortpflanzung von Triploïden ist laut Literaturangaben (Wikipedia, triploïde Zelle) unwahrscheinlich, weil die F1-Generation steril sein sollte. Dieser Sachverhalt wird von mir näher untersucht und ich hoffe nächstes Jahr mehr darüber berichten zu können. Henk Ruinaard Molenweg 29 NL-6133 XM Sittard E-Mail: henk.ruinaard@tiscali.nl