Wie groß ist das Areal von Echinocereus abbeae? Sybille & Klaus Breckwoldt Schon seit mehreren Jahren versuchen wir herauszufinden, wie groß das Verbreitungsgebiet des hellrosa bis weiß blühenden Echinocereus fasciculatus ist. Hier berichten wir zusammenfassend über den Besuch mehrerer Standorte in Sonora und die Erkundung vom Verbreitungsgebiet des E. abbeae Parsons, einer Form des E. fasciculatus. Der Typstandort dieses E. abbeae bei Bahia Kino (PARSONS 1937) ist mit seiner auf Sextantenmessung beruhenden historischen Koordinatenangabe sehr gut nachvollziehbar. Leider sind die Umwelteinflüsse in diesem Gebiet sehr gravierend, sodass man heute (Frühjahr 2014) nur noch abgestorbene Zylinderopuntien dort findet. Die großen Säulen wie Pachycereus pringlei, Stenocereus thurberi und Carnegia gigantea haben überlebt, auch kleine Mammillarien aus der Microcarpa-Gruppe haben ausgesamt und fangen wieder an sich zu mehren. Viel niedriges Strauchwerk ist zu finden. Ansonsten dient das sehr große Areal teilweise als wilder Müll- und Schuttabladeplatz. Von dem E. fasciculatus fanden trotz intensiver Suche weder wir noch andere Reisegruppen Pflanzen vor. Wir fuhren also weiter in Richtung Puerto Libertad. An der Straße Son. 3 gab es außer vielen Feldern wenig zu sehen. Etwa 50 km südlich von Libertad trafen wir auf kleine Hügel, die mit Kakteen bewachsen sind. Hier fanden wir dann auch die ersten E. fasciculatus „abbeae“, was wir direkt an einer einzigen vorhandenen Blüte feststellen konnten. Die Pflanzen bilden größere Gruppen mit bis zu zehn Köpfen, die zum Teil als Verzweigung auftreten. Die Körper sahen gesund aus und waren im Wachstum. Leider war nur eine einzige Blüte im Öffnen begriffen, aber es gab genügend Knospen und auch unreife Früchte. Als Begleitpflanzen fanden sich Cylindropuntia spec. und Ferocactus acanthodes, beide mit gelben Blüten sowie Fourqueria splendens. Erst gegen Abend erreichten wir unser Quartier in Caborca. Am nächsten Morgen ging es sehr zeitig noch einmal in Richtung Libertad zurück, nach ca. 25 km erfreuten uns große Gruppen von Echinocereus nicholii, (leider) auch ohne Blüten. Da sich die Sonne noch hinter den Wolken verbarg, wurden alle Fotos sehr grau. Weiter ging es nun zu einem Standort von hell blühenden E. fasciculatus, den uns gute Freunde verraten hatten. Die Suche begann auf der nördlichen Seite der Straße, wo wir nur wenige Exemplare fanden. Auf der südlichen Seite standen wesentlich mehr Pflanzen, zum großen Teil verblüht, aber bei einer konnten wir durch Nachhelfen doch eine Knospe öffnen. Wir hatten hier unseren zweiten Standort mit hell blühenden E. fasciculatus vor uns! Zurück ging es nach Caborca; jetzt im Sonnenschein sahen die E. nicholii schon wesentlich freundlicher aus. Von Caborca ging es nordwärts bis zu den großen Saguaro-Cristaten bei km 168. Dieser Standort ist schon mehr als 15 Jahre bekannt, allerdings nur mit Magenta blühenden Echinocereen, die bisher als E. fendleri betrachtet wurden. 2012 waren auf einer Reise dort jedoch hell blühende Pflanzen, also E. fasciculatus aufgetaucht; dies wollten wir nun noch einmal kontrollieren. Und wir hatten Glück: Am Standort waren einige Pflanzen am Blühen und zur allgemeinen Überraschung gab es keine magentafarbigen Blüten. Nachdem wir zahlreiche Fotos gemacht hatten, ging es wieder zurück nach Caborca und zum Cerro Altar. Auch jener Standort von E. nicholii ist seit Langem bekannt! Und das Glück blieb uns treu; die E. nicholii blühten wunderschön. Die nächsten beiden Standorte an der Straße von Caborca nach Santa Ana waren uns bekannt und so fanden wir reichlich hell blühende fasciculatus-Formen, Opuntia gosseliniana blühte gelb mit rot und auch die Triebe waren wunderhübsch rot eingefärbt. Es gab reichlich Carnegia und Organ Pipes. Auch Ferocactus wislizenii zeigte sich mit dicken gelben Früchten. Von dem hell blühenden E. fasciculatus gab es viele Pflanzen in Blüte, einige fast weiß. Nachdem wir Fotos gemacht hatten, ging es weiter zum nächsten Fundort: Ca. 30 km nördlich von Santa Ana wurde gestoppt. Von der Straße aus waren schon Pflanzen zu sehen. Ein großes eisernes Ranchtor versperrte den Weg, war aber leicht zu überwinden. Schon auf halbem Weg zu den Pflanzen wurden wir von einem Torwächter angesprochen. Als wir ihm erklärten, dass wir nur die blühenden Pflanzen fotografieren möchten, wurde er sehr freundlich und gab noch Hinweise, wo wir noch mehr Pflanzen finden könnten; beim Abschied machte er sogar das Tor für uns auf. Den nächsten Standort hatte Klaus im Frühjahr 2012 bei Imuri gefunden, aber dort gab es diesmal noch keine Blüten. Übernachtet haben wir dann in Santa Ana. Am nächsten Morgen ging es auf der Mex 15 Richtung Süden. Die Straße ist jetzt als Autobahn ausgebaut, aber bei km 155 sahen wir mehrere Gruppen des gesuchten Echinocereus: Wenden an einem Retorno und zurück bis zum nächsten, so wurde ein Haltepunkt gefunden. Hier erwarteten uns zahlreiche und noch dazu schöne Gruppen unseres hell blühenden E. fasciculatus. Bei km 141 war der Fundort auf der anderen Straßenseite der Autobahn, also wurde auch hier umgedreht. Doch die ersten Schritte im Fundgebiet waren ernüchternd, ein Grasbrand hatte alle Pflanzen ihrer Dornen beraubt, die Büsche waren schwarz angekohlt. Den Echinocereen hatte der Brand außer den verlorenen Dornen offensichtlich nicht weiter geschadet, sie trieben schon wieder aus. Da der Standort recht langgestreckt ist, wanderten wir weiter und fanden sehr bald das Ende der Brandstelle. Hier konnten wir dann doch noch weitere schöne Aufnahmen der ebenfalls hellen E. fasciculatus machen. Bei einem weiteren Fundort, etwa bei km 118, hatten wir kein Glück, wir kamen wohl nicht an der richtigen Stelle von der Straße runter, sodass wir keine Pflanzen fanden. Mit diesem kleinen Rückschlag beim letzten Versuch ging unsere Rundreise zu den hell blühenden E. fasciculatus-Vorkommen zu Ende. Fazit unserer Reisen: Das Verbreitungsgebiet ist riesig, trotz vielgestaltiger Pflanzen handelt es sich in allen Fällen um den tetraploiden E. fasciculatus bzw. E. abbeae. Da dieses Verbreitungsgebiet weit entfernt vom eigentlichen Vorkommen des E. fasciculatus liegt, wäre es wohl sinnvoll, das Taxon E. abbeae wieder anzuerkennen. Literatur: Dosedal U. (2013): Durch Nordsonora auf der Mex 2 von Santa Ana bis San Luis Colorados – Kaktusblüte 28: 3 - 16 Parsons S.H. (1937): A new Echinocereus species fromMexico. - Desert Plant Life. Vol. 9 (1): 6 Sybille & Klaus Breckwoldt D-25462 Rellingen Ellerbeker Weg 63 f klaus.breckwoldt@ag-echinocereus.de