Mein dritter Besuch in Chloride Henk Ruinaard In der holländischen Sprache gibt es ein Sprichwort, das sagt: „Driemaal is scheepsrecht“. Im Deutschen sagt man: „Aller guten Dinge sind drei“! Wenn ein zweiter Besuch an einem Echinocereen-Standort gut gefallen hat, ist ein dritter Besuch die logische Folge, wenn man wieder in der Gegend ist. Also geschah es, dass ich am 1. April 2016 wieder den Ort Chloride in Arizona besuchte, es war das gleiche Datum wie schon drei Jahre zuvor. Hauptgrund für diesen dritten Besuch war die Suche nach möglichen Hybriden zwischen Echinocereus bakeri und E. engelmannii subsp. engelmannii. Dazu suchte ich nur die Vorkommen an den großen Granitfelsen westlich der Stadtmitte auf. Schon von Weitem waren die roten Blüten des E. bakeri sichtbar (Abb. 1 und Abb. 2). Viele E. bakeri-Gruppen waren in voller Blüte oder hatten noch viele Knospen. Zu meiner Freude blühten auch einige E. engelmannii-Gruppen (Abb. 3–5). Auf diesen Granitfelsen wachsen viele E. bakeri- und engelmannii-Gruppen durcheinander, sogar nebeneinander (Abb. 6). Es ist daher auch zu erwarten, dass die Bienen nicht nur die E. bakeris (Abb. 7), sondern auch die E. engelmanniis besuchen. Physiologische Beschränkungen für eine Hybridisierung gibt es eigentlich nicht. Beide Arten sind tetraploïd, blühten dieses Jahr gleichzeitig und haben genügend Blütenstaub, um einander zu befruchten. Beim ersten und zweiten Besuch in Chloride hatte ich schon Pflanzen gesehen, welche abweichend aussahen, irgendwie anders als die durchschnittlichen bakeris und engelmanniis. Richtige Beweise, z. B. Blüten mit magentaroter Farbe, habe ich beim ersten und zweiten Besuch nicht gefunden. Bei diesem dritten Besuch traf ich auch nach intensiver Suche solche Echinocereus-Gruppen mit verschiedenen abweichenden Merkmalen leider nicht an. Als ich meine Aufnahmen von 2013 wieder durchsah, ist mir ein Bild von einer möglichen Hybride aufgefallen (Abb. 8). Die Rippenzahl dieser abweichenden Pflanze ist zwölf (Abb. 9), also noch im Bereich von E. bakeri, die Bedornung und Wuchsform sehen mehr aus wie bei E. engelmannii, aber die Knospen sind rot wie bei E. bakeri (Abb. 10). Von meinen vielen Kreuzungsversuchen ist mir bekannt, dass manchmal die Nachkömmlinge eine Zwischenform der Eltern bezüglich Blütenfarbe, Rippenzahl oder Dornenzahl sind. Weil E. bakeri mehrheitlich 7–11 Rippen und E. engelmannii 11–13 Rippen hat, sind zwölf Rippen für eine Hybride kein sicheres Unterscheidungsmerkmal. Die Bedornung (11 Randdornen und 1–4 Mitteldornen) sieht meist aus wie bei E. engelmannii, aber die Mitteldornen sind nicht flach wie bei engelmannii, aber sie sind kürzer als bei E. engelmannii üblich. E. Bakeri hat weniger Randdornen (7 –10) und weniger Mitteldornen (1–3). Die Unterschiede zu E. bakeri und zu E. engelmannii sind gering, wie man aber sehen kann, weicht diese Pflanze insgesamt ab (vgl. Bild 6)! Es ist dennoch aufgrund dieser Bilder – und ohne Blüten – nicht mit Sicherheit zu sagen, dass meine potenzielle Hybride auch tatsächlich eine Naturhybride darstellt. Chloride war dennoch einen dritten Besuch wert. Ein vierter oder fünfter Besuch wird hoffentlich mehr Klarheit darüber bringen, was Chloride an Hybriden tatsächlich zu bieten hat.