Neue Informationen bezüglich Echinocereus ortegae: Die Wiederentdeckung von Kimnach #1920 in Kalifornien William La Haye, John Trager, Jürgen Menzel & Clark Moorten (Übersetzung: Redaktion) Als 1929 der mexikanische Botaniker Jesús González Ortega (1876–1936) seine Erkenntnisse zur Flora von Sinaloa publizierte, enthielten diese auch die Beschreibung eines Echinocereus aus Durango: Echinocereus ortegae. Der Protolog dieser Beschreibung wurde von Dr. Nelson Rose in Washington, D.C. bereitgestellt, dieser erhielt zuvor Fotografien und Lebendmaterial, welches durch Ortega bei Siánori am Rio Tamazula in 800 m Meereshöhe gesammelt worden war. Die Pflanze blühte in Washington und so wurde ein Herbarbeleg am United States National Herbarium angefertigt und durch Ortegas Fotos ergänzt, eines der Fotos wurde später durch N. P. Taylor zum Lectotypus erklärt (TAYLOR 1994: 87, 95). Dieses Material kann [unter https://collections.nmnh.si. edu/ search/botany/?t i=3 wähle Search by Field und suche nach Barcode 00172300] eingesehen werden. E. ortegae war danach über Jahrzehnte eine Obskurität, bis Mitte der 1990er-Jahre nahe des Typfundortes durch Rischer Pflanzen wiederentdeckt wurden (RISCHER & FRANK 1996). In den 1970er-Jahren wurden Pflanzen an der Straße Mazatlan-Durango (km 210 Hwy Fed. 40) durch Alfred Lau (Lau #1143) gesammelt und als E. scheeri var. koehresianus benannt (FRANK 1988). Interessanterweise kommt im gleichen Gebiet auch Echinocereus acifer vor und beide Arten vermischen sich nicht durch Kreuzbestäubung, da sie unterschiedliche blütenphänologische Eigenschaften besitzen. Außerdem wurden in den 1990ern in der Grenzregion von Sinaloa, Durango und Chihuahua nahe Santa Ana Pflanzen gefunden, die dem E. ortegae entsprachen (RISCHER & FRANK 1996: 93 Abstract). Daraufhin publizierten RISCHER & FRANK (1996: 93) die Namensänderung E. ortegae subsp. koehresianus. Erst genetische Untersuchungen an Samen der beiden zeigten, dass E. ortegae subsp. ortegae tetraploid und subsp. koehresianus diploid sind (RISCHER 2009: 72 Tab. 3 & 4). Gelegentlich sollen beide im Feld ko-existieren. Auf der Basis dieses Wissens und der morphologischen Unterschiede zwischen beiden wurden diese Taxa schließlich als eigenständige Arten akzeptiert (RISCHER 2009). Leider gibt es keine Möglichkeit, die Ploidiestufe am getrockneten Herbarmaterial des späteren Lectotypus zu untersuchen. So bestehen noch immer Zweifel, ob die als E. ortegae bezeichneten tetraploiden Pflanzen vom Santa-Ana-Gebiet auch wirklich dem entsprechen, was von der Typpopulation dieses Echinocereus nahe Siánori am Tamazula-Fluss in Durango herstammt. Im Jahr 1988 startete Taylor diese interessante Diskussion über E. ortegae und E. scheeri var. koehresianus (TAYLOR 1988: 80, Abb. untere Reihe links) und die Beobachtungen an der Aufsammlung Kimnach #1920 im Huntington Botanical Garden. Jene Aufsammlung erfolgte ursprünglich am 30. Januar 1975 nahe El Espinal, Sinaloa, und wird seither in den Huntington Botanischen Gärten in San Marino, CA, als HBG36243 unter dem Namen E. scheeri var. koehresianus kultiviert. Die kultivierten Pflanzen von Kimnach #1920 weiterzustudieren, mislang in den 1990ern, aber ein erneuter Versuch im Jahr 2015 durch einen kalifornischen Echinocereen- Enthusiasten war schließlich erfolgreich. William La Haye kontaktierte John Trager, den Kurator der Desert Collection in den Huntington Botanical Gardens, und erkundigte sich nach Kimnachs Aufsammlung. John Trager zeigte sich interessiert an dieser Problematik und versicherte seine Kooperation. Kurzfristig wurde ein Treffen mit William La Haye für den 15. September 2015 verabredet und eine Gruppe von Kimnach #1920 wurde lebend und in gutem Zustand in einem der Ausstellungsbereiche aufgefunden. Die Huntington Botanical Gardens stellten dem Projekt fünf Sprosse zur Verfügung und diese wurden wiederum auf drei Sammlungen verteilt (Moorten Botanical Garden in Palm Springs, CA, William La Haye’s garden, Morongo Valley, CA & Jürgen Menzel’s Sammlung in El Cajon, CA), um ihr Überleben sicherzustellen. Bei Moorten’s wurde die Vermehrung in einer überdachten Stellage bewurzelt und getopft. Im Morongo Valley wurde sie in einem Freiluft-Sukkulentarium kultiviert. In El Cajon wurden zunächst im Gewächshaus ein Sprossstück gepfropft und ein anderes bewurzelt, dann aber bald im Freien weiterkultiviert; drei Blüten waren im August 2017 das Resultat. Nun hoffen wir auf Samen, um die Untersuchung der Ploidiestufe zu ermöglichen. Dies wird dann hoffentlich endlich aufklären, zu welcher Art Myron Kimnach’s Fund gehört: wenn diploid, gehört er zu E. koehresianus, wenn tetraploid, ist er etwas anderes! Danksagung Für Gary Lyons Hilfe bei der Beschaffung der HBG-internen Registraturdaten zu Kimnach’s Aufsammlung.